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LimmattalerZeitung: Wir sind kein Foodtruck, sondern vielmehr eine mobile Küche

Nachhaltig soll es sein: Leo Stiefel und Sabrina Schneider sind mit ihrer mobilen Küche unterwegs.

Der Duft unterschiedlichster Gewürze liegt in der Luft. Dafür verantwortlich ist ein grasgrüner Anhänger mit eingebauter Küche und Theke, der sich über die Mittagszeit im Schlieremer Industriegebiet einquartiert hat. Davor hat sich bereits eine Menschenschlange gebildet, welche die Auswahl an Speisen begutachtet.

Hinter der Verkaufstheke neben dem Herd stehen eine junge Frau und ein junger Mann, die mit der Kundschaft scherzen, Empfehlungen abgeben und die selbstzubereiteten Mahlzeiten in kleine Kartonboxen packen. «Die Idee, mit einem Fahrzeug umherzufahren und dabei selbst gemachte Menüs zu verkaufen, ist eigentlich nichts Neues», sagt Leo Stiefel. «‹The Secret Garden› ist aber mehr als das. Ich betone immer, dass wir kein Foodtruck sind, sondern vielmehr eine mobile Küche.»

Von Stiefel stammen das Konzept und die Idee. Zusammen mit seiner ehemaligen Arbeitskollegin Sabrina Schneider realisierte er den lang gehegten Wunsch, etwas Eigenes, Unkonventionelles auf die Beine zu stellen. Vor einer Woche fiel der Startschuss und seither ist das Duo mit dem Anhänger jede Woche an verschiedenen Standorten anzutreffen. Über den Mittag bieten die beiden eine nachhaltige Alternative zum «Güggeli-Maa» und dem Asiaten.

Die Standorte von "The Secret Garden"
Montags von 11:30 bis 13:30 Uhr - zwischen Hasler und athleticum - Winterthur
Dienstags von 11:30 bis 13:30 Uhr - zwischen Hempel und Helsana - Dübendorf
Mittwochs von 11:30 bis 13:30 Uhr - Rütistrasse 14, bei den Gleisen - Schlieren
Freitags von 11:30 bis 13:30 Uhr - Rütistrasse 14, bei den Gleisen - Schlieren

Im Einklang mit der Natur
Ihre Philosophie ist einfach. «Wer im Einklang mit der Natur ist und nachhaltig mit ihr umgeht, dem wird sich ihre Vielfalt eröffnen», sagt Stiefel. Das beginne bei der Auswahl an Lebensmitteln, die regional und nicht von Grosskonzernen bezogen werden, und schliesse mit dem Take-away-Geschirr, das aus nachhaltigen Rohstoffen produziert werde. Auch der Name ist Programm. «In der ersten Klasse habe ich den gleichnamigen Film geschaut. Daraus gelernt habe ich, dass es für jeden einen Rückzugsort, einen ‹geheimen Garten› braucht. Diese kleine Auszeit wollen wir mit unserer Unternehmung bieten.» Seit seiner Ausbildung ist der 31-Jährige immer in der Gastronomie tätig. Aber erst nach einem Schlüsselerlebnis wagte er sich an die Umsetzung seines Traums. «Während einer Pilgerreise auf dem Jakobsweg bin ich zur Erkenntnis gelangt, dass das, was man tun will, Freude bereiten soll», sagt er. Danach stand für ihn fest, dass ihn sein Weg in die Selbstständigkeit führen muss.

Diesen wollte er zusammen mit Schneider angehen: «Ich habe gemerkt, dass in ihr viel Potenzial schlummert.» Schneider brauchte etwas Bedenkzeit, um sich mit der Idee auseinanderzusetzen. «Es hat sich damals gerade viel in meinem Leben verändert», sagt sie. «Aber nach zwei Tagen habe ich mich bei Leo gemeldet und zugesagt.»

Nur Regionales im Kochtopf
Als die Zusage stand, konnte mit der Planung begonnen werden. Insgesamt waren fünf Monate notwendig, um die Idee Realität werden zu lassen. Der grösste Teil der Arbeit war das Organisieren der Standorte. Da sei Durchhaltevermögen gefragt gewesen, sagt Stiefel. Auch die verschiedenen Händler für das Gemüse, das Fleisch und die Milchprodukte ins Boot zu holen, brauchte Geduld. «Mir war es ein grosses Anliegen, kleine Schweizer Lieferanten zu berücksichtigen und mich nicht auf Grosskonzerne abzustützen», sagt er. «So können wir einen Beitrag dazu leisten, dass kleinere Firmen überleben.» Die Frage, was man mit seinem Verhalten auslöse, sei für ihn zentral.

Mit ihrer mobilen Küche wollen die beiden Einfachheit zelebrieren. «Mit simplen Menüs und frischen Zutaten bereiten wir eine ausgewogene Mahlzeit zu», sagt Stiefel. So findet man im Kartoffelsalat keine Mayonnaise aus der Tube vor, sondern grobkörnigen Senf und frische Petersilie. Die beliebten «Breadcones» sind eine Eigenkreation. «Die Cones sehen etwas aus wie die Vanille-Cornets vom Bäcker. Sie sind jedoch anstelle der Creme mit pikanten Zutaten gefüllt und aus Brotteig gebacken», sagt Stiefel.

Er lasse sich gerne inspirieren und kreiere Neues: «Uns ist Kreativität sehr wichtig. So können wir den Leuten immer wieder etwas Neues bieten.» Und was geschieht mit den Resten, die nicht verkauft werden? «Die Mitarbeiter vom Guldenberg, unserem Produktionsort, freuen sich jedes Mal auf Übriggebliebenes. Das ist immer schnell weg», sagt Stiefel lachend.

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